Indien als Innovationsstandort hochgejubelt. Stimmt das auch?

Indien wird oft als der Innovationsstandort schlechthin dargestellt, wo die Programmierer an den hiesigen Niederlassungen globaler Technologiehäuser neue komplexe Produkte für den globalen Markt entwickeln. Die Realität sieht etwas anders aus. Tatsächlich lassen die meisten Unternehmen in Indien lediglich ihre Produktwartung und das Testing, sowie die Entwicklung kleinerer Produktkomponenten verrichten, so Sudin Apte von Forrester Research Inc. und Vinay Deshpande, einer der Entwickler von Simputer, dem in Indien entwickelten Handheld-Computer. Ihre Meinung teilen auch andere Fachleute aus Indiens IT-Industrie.

"Die Situation ist mittlerweile viel besser als noch vor ein paar Jahren, doch sind die meisten indischen Niederlassungen multinationaler Softwarehäuser immer noch weit davon entfernt, die Produkte selbst zu bestimmen und zu gestalten“, sagte Deshpande. „Ein großer Teil der Produktinnovationen im Land kommt von kleinen und mittleren indischen Unternehmen“, fügte er hinzu.

Multinationale Technologieunternehmen behaupten oft in ihrer Werbung und ihren Pressetexten, innovative Produkte in Indien zu entwickeln, die Unternehmen in den Augen potentielle Mitarbiter attraktiver darstellen soll. Das behauptet ein Executive eines indischen Tochtertechnologieunternehmens unter Wahrung der Anonymität. Wie auch immer, eine Vielzahl der Technologieunternehmen sehen in Indien nach wie vor “eine unausschöpfliche Quelle an IT-Fachkräften”.

„Multinationale Technologiehäuser eröffnen Offshore-Entwicklungszentren in Indien, um hauptsächlich von den niedrigen Personalkosten hierzulande zu profitieren und Zugang zu dem Talent-Pool zu haben“, sagte Apte. „Doch Innovationen, die Erfindung und Entwicklung von wirklich neuen Produkten findet in den indischen Unternehmen nicht statt“.

Wenn Technologieunternehmen an indische Firmen outsourcen, so geschieht dies laut Apte meist auf Aufwandsbasis (Time and Material), was natürlich die Art der in Indien getätigten Arbeit widerspiegelt.

Es gibt allerdings auch Ausnahmen. Zum Beispielt annoncierte Intel Corp. am vergangenen Montag, dass seine neuen Xeon 7400 Series für Server-Chips in Indien entwickelt wurden. Unternehmen wie Intel oder Texas Instruments Inc. haben mit der Entwicklung neuer Produkte in Indien begonnen, doch sind solche Beispiele eher die Ausnahme.

In langfristiger Perspektive werden immer mehr multinationale Technologieunternehmen den kompletten Produktlebenszyklus in Indien verrichten lassen. Nach guten Ergebnissen im Support, wollen einige dieser Unternehmen auch weiter gehen und auch die Produktentwicklung in Indien ausprobieren.

Quelle: Computerworld